Shirley Campbell Barr –Vollkommen Schwarz | Rotundamente Negra
Aus dem costa-ricanischen Spanisch von María Ignacia Schulz und Daphne Nechyba
Frontispiz: Abiona Esther Ojo
Übersetzungslektorat: Johanna Schwering
Seiten: 42, 19 x 13 cm, Broschur
hochroth Heidelberg 2022
ISBN: 978-3-949850-15-8
Shirley Campbell Barrs Lyrik ist eine Hommage an den Schwarzen Feminismus und an die Sichtbarmachung Schwarzer Stimmen, Schwarzer Kultur(en) und Schwarzer Körper. Das hier titelgebende Gedicht »Rotundamente Negra« (»Vollkommen Schwarz«) wurde für diese Botschaft in Lateinamerika und der Karibik bereits seit den 1990er Jahren mit zahlreichen Auszeichnungen versehen und liegt nun endlich auch auf Deutsch vor.
Leseprobe:
DESCUBRIMIENTO
Descubrí en mi sangre
de pronto a una abuela
a una hembra
y una hilera larga de madres cantando
y una tierra negra sembrada por ellas
y entonces crecí
y me hice grande como las estrellas
me hice larga como los caminos
me entendí mujer
una mujer negra.
ENTDECKUNG
Ich entdeckte plötzlich unter meinen Ahnen
eine Großmutter
eine Frau
eine lange Reihe singender Mütter
und eine von ihnen gesäte Schwarze Erde
und ich wuchs heran
und wurde groß wie die Sterne
und weit wie die Wege
und fand mich als Frau
als Schwarze Frau.
Die Autorin:
Shirley Campbell Barr wurde in Costa Rica geboren. Sie ist eine Schwarze Schriftstellerin und Poetin sowie Anthropologin, Forscherin und Aktivistin, die sich für die Rechte, gesellschaftliche Teilhabe und Sichtbarkeit von Schwarzen Communitys und insbesondere von Schwarzen Frauen in Lateinamerika einsetzt. Zu ihren Gedichtsammlungen gehören De negro vengo ataviada (2021) und Rotundamente Negra y otros poemas (2014 und 2017). Teile ihres Werks wurden bereits ins Englische, Französische, Portugiesische und nun erstmals ins Deutsche übersetzt.
Die Übersetzerinnen:
María Ignacia Schulz ist eine afrokolumbianisch-deutsche Autorin und Übersetzerin sowie Mutter dreier Söhne. Sie hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und an der Universidad de Cartagena gelehrt. Seit 2005 lebt sie in Deutschland, wo sie 2011 Mitbegründerin der Literaturzeitschrift »alba. Lateinamerika lesen« war, deren Co-Herausgeberin und Redakteurin sie bis 2019 blieb. Texte von ihr wurden in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht, zuletzt in La urgencia del consuelo. Cartas de mujeres colombianas (2020).
Daphne Nechyba ist eine afroösterreichische Übersetzerin für die Sprachen Englisch, Spanisch und Deutsch. Sie studiert Internationale Entwicklung an der Universität Wien und Global Public Policy an der SOAS in London. Außerdem engagiert sie sich innerhalb der Schwarzen Community in Wien und leitet Workshops zum rassismuskritischen Umgang mit Sprache. Zuletzt erschien ihre Übersetzung von bell hooks mit dem Titel Männer, Männlichkeit und Liebe: Der Wille zur Veränderung (2022).